Den Wald- und Naturvermittler*innen mit ihren umfangreichen wald- und gesundheitsspezifischen Ausbildungen kommen bei der Begleitung der Gäste von gesundheitstouristischen Angeboten im Wald eine zentrale Rolle zu. Sie geben ihr fachliches Wissen an Waldbesucher*innen weiter und verstehen es, das Ökosystem Wald, die dazugehörigen Verhaltensregeln und die Hintergründe anschaulich zu erläutern. Die Qualität ihrer Ausbildung(en) trägt wesentlich dazu bei, Angebote und Übungen ausführlich und umfangreich anzuleiten. Wichtiger Bestandteil ihrer Angebote ist auch Verständnis und Wertschätzung für Wald, Waldbesitzer*innen und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu vermitteln. Neben der Begleitung der Waldbesucher*innen sind die Wald- und Naturvermittler*innen in laufender Abstimmung mit Waldbesitzer*innen und Jäger*innen involvierten. Die Wald- und Naturvermittler*innen sind zentrale Bindeglieder und Schnittstellen im Kontext „Wald, Gesundheit und Tourismus“, also zwischen Forstakteuren, lokalem Tourismus, Gesundheitsdienstleistern, Gemeinden sowie weiteren Wald- und Naturvermittler*innen. Wald- und Naturvermittler*innen sollten die Bedürfnisse und Anliegen der jeweiligen Akteure kennen.
Im Zuge des Projektes wurde eine Befragung von Wald- und Naturvermittler*innen in den fünf Pilotregionen durchgeführt, um nähere Einblicke zu gewinnen, welche Ausbildungen die befragten Teilnehmer*innen tatsächlich abgeschlossen haben, welche Waldangebote sie anbieten und wie sie das Zusammenspiel aus „Wald, Tourismus und Gesundheit“ sehen. Insgesamt 68 tätige Wald- und Naturvermittler*innen konnten mit einem sehr detaillierten Fragebogen zu ihren Hintergründen, Ansichten, Ideen und Vorschlägen befragt werden.

Die befragten Wald- und Naturvermittler*innen in den Pilotregionen decken ein breites Spektrum an verschiedenen Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Wald- bzw. Naturvermittlung ab. Dabei dominieren bekannte Ausbildungen wie bspw. Waldpädagogik, Kräuterpädagogik oder Forstausbildung – es finden sich aber auch sehr spezielle Ausbildungen wie Jodeln, Wanderreitführung, Mykologie oder Stausee- und Auwald-Ökologie. Umfangreiches Wissen zu Waldwirkung und Gesundheit, aber auch Schwerpunkte zu sozialen Kompetenzen sowie rechtlichen Grundlagen und Förderungen sind in den genannten Aus- und Weiterbildungen der Wald- und Naturvermittler*innen oftmals fehlender Bestandteil. Der Wunsch nach qualitativ hochwertigen Fortbildungsmöglichkeiten in diesen Bereichen, sowohl online als auch in Präsenz, ist groß. Die befragten Wald- und Naturvermittler*innen bieten in ihren jeweiligen Pilotregionen vielfältigste Leistungen bzw. Angebote im und um den Wald an. Am häufigsten werden geführte Wanderungen und waldpädagogische Ausgänge angeboten. Aktivitäten mit den Schwerpunkten Tiere, Jagd oder Kräuter werden ebenfalls abgehalten.
Zentrale Anliegen für die befragten Wald- und Naturvermittler*innen sind eine bessere Vernetzung untereinander sowie die gemeinsame und transparente Weiterentwicklung des Angebots im Bereich der Wald- und Naturvermittlung mit allen Beteiligten. Der Wunsch nach eigenen Plattformen und Strukturen für eine bessere gemeinsame Bewerbung, insbesondere auch bei Einheimischen, wird mehrfach genannt. Angeregt wird auch, Schnittstellen zu schaffen, die Waldbesitzer*innen mit Interesse an der Zusammenarbeit mit Waldvermittler*innen zusammenführen. Dabei wird die Miteinbeziehung von Vereinigungen und Verbänden der Privatwaldbesitzer*innen als sinnvoll erachtet. Ein Runder Tisch für gemeinsame Besprechungen und Austausch könnte die Zusammenarbeit mit den Beteiligten fördern: Gegenseitige Wertschätzung kann dabei aufgebaut, verschiedene Perspektiven eingebracht, Problemfelder diskutiert und Modelle der beidseitigen Honorierung verhandelt werden. Ein weiteres Anliegen ist die Wertschätzung gegenüber Wald- und Naturvermittler*innen seitens von Akteuren wie Gemeinden, Tourismus und Gesundheitseinrichtungen in der Region. Aktuell wird diese von den Befragten sehr unterschiedlich wahrgenommen. Durch die Anerkennung der Wald- und Naturvermittlung als Berufsbild, das mit vielen Ausbildungen und Wissen einhergeht, kann die Wertschätzung gesteigert werden. Dazu sollten Produkte und Angebote geschaffen werden, die zur Region passen sowie aktiv und zielgruppenorientiert beworben werden. Von Gesundheitseinrichtungen fühlt sich jede/r zweite Wald- und Naturvermittler*in als noch nicht wertgeschätzt. In der Zusammenarbeit mit Gesundheitseinrichtungen steckt jedoch großes Potential, die derzeitigen Kooperationen in diesem Gebiet sind nur sehr spärlich vorhanden. Wald- und Naturvermittler*innen sollten aktiv auf Gesundheitseinrichtungen mit einem Angebot zugehen und ein neues Beschäftigungsfeld eröffnen, von dem beide Seiten profitieren.
Dem zunehmenden Trend zum Aufenthalt im Wald entsprechend, steht allen jenen ein sehr breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungen zur Verfügung, die sich mit dem bedeutsamen Themenfeld „Wald, Gesundheit und Tourismus“ beschäftigen und sich in diesem Bereich (weiter-)bilden möchten. Der Ausbildungsmarkt im Bereich Wald und Gesundheit ist gegenwärtig sehr unübersichtlich. Eine hohe Qualität und die fachliche Fundierung der Angebote sind aber nicht immer gesichert. Bezeichnungen und Begriffe können verwirren, Diplome und Urkunden werden von Akademien, Verbänden oder Vereinen für Wochenendseminare vergeben. Die Bandbreite reicht von Ausbildungen wie „Biophilie-Trainer*in“ bis Waldbademeister*in und Naturmentor*in. Diese leiten ein höchst unterschiedliches Repertoire an Übungen an und wissen manchmal kaum etwas über den Wald an sich. Häufig fehlt auch eine klare inhaltliche Definition des Angebots. Vor diesem Hintergrund gewinnt die seriöse, wissenschaftliche Fundierung waldbezogener Gesundheitswirkungen sowie die Professionalisierung entsprechender Aus- und Weiterbildungen massiv an Bedeutung, ist aber auch zwingend notwendig. In Deutschland und Österreich bieten renommierte und anerkannte öffentliche Institutionen zunehmend Aus- und Weiterbildungen an, die sich dem zukunftsweisenden Thema „Wald und Gesundheit“ widmen und dabei gesundheitsfördernde, präventive, aber auch therapeutische Kenntnisse vermitteln. Entsprechend nimmt auch die Auffindbarkeit versierter, ausgebildeter Wald- und Naturvermittler*innen stetig zu. Zwar gibt es aktuell noch keine landesweit verbindlichen Standards für Ausbildungen im Bereich Wald und Gesundheit, aber in den letzten Jahren entstanden in vielen Ländern seriöse Netzwerke und Strukturen, die ein hohes einheitliches Niveau etablieren möchten, teilweise auch mit staatlichen Zertifizierungen. Die im Rahmen dieses Projekts durchgeführte Befragung zeigte, dass eine allgemein anerkannte Weiterbildung im Themenfeld „Wald und Gesundheit“ von großem Interesse ist. Namhafte Referent*innen, wissenschaftliche Fundierung der Ausbildungsinhalte und anerkannte öffentliche Institutionen als Ausbildungsstätten wesentlich bei der Auswahl von Aus- und Weiterbildungsangeboten für Wald- und Naturvermittler*innen sind. Staatliche anerkannte Träger*innen wie Universitäten, Hochschulen, Forschungs- und Bildungszentren unterliegen hohen Standards, klaren und einheitlichen Richtlinien. Die Umsetzung durch Expertinnen und Experten und die Prüfung der Qualität ist gesichert. Die laufende Evaluierung der Ausbildungsinhalte ist zudem Teil der Sicherung von hoher Ausbildungsqualität. Dort wo anerkannte öffentliche Ausbildungsträger*innen oder Forstbetriebe mit Waldfachleuten der Privatwirtschaft zusammenarbeiten, werden die Qualifikation, die vermittelten Inhalte genau geprüft und evaluiert. Das Angebot am freien Markt unterliegt diesen Rahmenbedingungen nicht, trägt zur Vielfalt bei, ist aber von unterschiedlicher Qualität.
Die Befragten decken ein sehr breites Spektrum an verschiedenen
Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Wald- bzw. Naturvermittlung ab.
n=68, Mehrfachantworten möglich (Quelle: eigene Darstellung, 2022)
Die befragten Wald- und Naturvermittler*innen haben vielfältige Vorschläge, wie ihre Ausübung in den (Pilot-)Regionen verbessert werden kann.
n=68, Mehrfachantworten möglich (Quelle: eigene Darstellung, 2022)

